Das professionelle Bild: 5 Fragen an Galya Feierman

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© Galya Feierman / Wear It Festival Berlin

»Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine unbezahlte Werbung, Kooperation/Produktnennung«

Galya Feierman, professionelle Fotografin aus New York – lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Sie ist spezialisiert auf Business Porträts, Corporate Event Dokumentation, Editorial, Lifestyle- und Werbefotografie. Sie arbeitete mit verschiedenen Start-up Initiativen bei Factory Berlin, Entrepreneur First, Co-Found Berlin, Betahaus, dokumentierte Veranstaltungen für Facebook, De Beers Diamonds, The Berlin Art Biannual und viele andere Firmen sowie Privatkunden aus den Bereichen Wirtschaft, Handel und Kultur. 

Events und Veranstaltungen finden derzeit fast nur mehr digital statt. Wie durchlebst du als Fotografin gerade diese Zeit?

Es war eine große Veränderung! Alles, was ich an geschäftigen, schnelllebigen, überfüllten Veranstaltungen geliebt habe, ist nicht mehr möglich und wir wissen nicht, für wie lange?

Mit den bizarren Schwierigkeiten welche diese Krise mit sich bringt, sind Jobs für Freiberufler im Allgemeinen viel spärlicher geworden, Networking-Events für potenzielle Neuaufträge und Kontakte ebenso …

Betrachten wir aber auch die positiven Aspekte, die ich jetzt umso mehr schätze: Während der Sommer- und Herbstmonate mit weniger Restriktionen, auf die wir hoffentlich bald zusteuern, gab es viele „softe“ Veranstaltungen in kleinem Rahmen, die noch innerhalb der bestehenden Regeln möglich waren. Der kleinere Umfang dieser Veranstaltungen erlaubte es den Organisatoren, sie viel besser vorzubereiten, und erlaubte mir als Fotografin, die Zeit und den Raum zu haben, mich besser auf den Inhalt zu konzentrieren. Ich habe das Gefühl, dass die Bilder von diesen Veranstaltungen möglicherweise gründlicher waren, obwohl die Gesichter der Menschen durch Masken verdeckt waren. Das gleiche ehrliche Bemühen gilt für andere Aktivitäten, die durch die Pandemie und die Unmöglichkeit, dem regulären Ablauf zu folgen, ausgelöst wurden. Dies war sehr wichtig!

Jeder fragte sich: „Wenn wir plötzlich all diese Routinearbeiten nicht mehr machen können, was können wir dann noch tun?“ Aus diesem immensen Wunsch heraus, weiterzuarbeiten und sich lebendig zu fühlen, entstanden viele erstaunliche Projekte! Einige Unternehmen renovierten und bauten neue Räume, einige entwickelten neue Produkte, andere nahmen sich die Zeit, ihre digitale Präsenz zu erneuern, geschäftlich und persönlich. All diese Dinge erfordern Fotografie und plötzlich fand ich Jobs, um diese neuen Entwicklungen zu dokumentieren.

Bei digitalen Ereignissen gibt es am Ende ein kleines Team, das sie überträgt und dokumentiert, und das ist durchaus menschlich. Auch dort gibt es Arbeit für einen Fotografen. Viele kommerzielle und kulturelle Projekte mit einem vorher geplanten Budget haben ein digitales Format angenommen und die Dokumentation dieser digitalen Durchführung ist der einzige Nachweis, auch für Marketingzwecke.

Schließlich konnte ich selbst ein paar neue Websites erstellen, von denen ich das Gefühl habe, dass sie mich besser repräsentieren. Es ist wie eine digitale Renovierung. Und vor allem hatte ich die Zeit, meine eigenen Praktiken selbst zu überprüfen, um zu sehen, woher ich komme und wohin ich gehen möchte, und um die Schritte in diese Richtung festzulegen.

Du arbeitest mit Technologie-Startups in Berlin zusammen. Welche Trends beobachtest du?

Besonders mit dem Aufkommen der Krise nahmen die Trends eine Warp-Geschwindigkeit in Richtung Digitalisierung, Virtualisierung und Kryptowährung an.

Einer meiner letzten Jobs war für ein VR-Startup und eine komplett online stattfindende Kunstauktion im großen Stil, die vor allem die Künstler unterstützt …

Was ich gerne beobachte, ist die kulturelle Vielfalt in Berlin, vor allem in der Startup-Welt. Köpfe aus dem Ausland bringen Wissen und Können mit, welches in anderen Ländern weiter fortgeschrittener ist und hier noch fehlt.

Das gleiche Konzept wird auch von lokalen Unternehmern umgesetzt. Zu Beginn der Pandemie dauerte z.b. eine Online-Lebensmittelbestellung 1 Monat, jetzt dauert sie 15 Minuten.

Schließlich sehe ich eine Menge digitaler Automatisierungsprozesse und Vereinheitlichung/Vereinfachung von Dienstleistungen vieler Anbieter gleichzeitig.

Was ist dir bei einem Kundenprojekt besonders wichtig?

Die Kommunikation!

Je klarer und detaillierter der Kunde seine Visionen und Ziele formuliert, je besser verstehe ich sie und kann spezifische Details der visuellen Lösungen vorschlagen. Somit kommen wir beide einem erfolgreichen Endergebnis näher.

Viele Dinge sind technisch machbar und viele schwache Darstellungen sind einfach das Ergebnis eines Missverständnisses der Absichten. Enthusiasmus ist natürlich auch extrem wichtig.

Ich bin automatisch Feuer und Flamme, wenn ich mit jemandem arbeite, der liebt, was er tut, denn ich liebe meinen Job auch!

Welche Tipps hast du für eine professionelle Produktpräsentation in den sozialen Medien?

Kommunizieren Sie in dem Stil, den Ihre Zielgruppe erwartet.

Man kann nicht immer alles in ein Bild packen. Manchmal kommuniziert ein einfaches, klares Bild besser als ein verworrenes Bild, das versucht, Produkt, Emotion und Atmosphäre mit dem Fernsehturm im Hintergrund zu kombinieren.

Abgesehen davon ist es natürlich gut, ein Gleichgewicht zwischen klaren, detaillierten Produktbildern, den Bildern der zukünftigen Kunden dieser Produkte und der Atmosphäre, in der diese Kunden leben und in der sie die Produkte verwenden würden, zu haben. Das hilft dem Kunden, wirklich zu sehen, was er kauft und sich selbst darin zu erkennen, wie er es benutzt. Und natürlich kann ein wenig Romantik und Humor nicht schaden, um den Leuten ein gutes Gefühl zu geben.

Es hilft immer, ein Brainstorming mit ähnlichen Bildern anderer Marken durchzuführen, aber sich auch auf das zu konzentrieren, was eine bestimmte Marke besonders macht. Ein ehrliches Original ist immer besser als eine unzureichende Kopie.

Als Fotografin freue ich mich natürlich immer, wenn ein bisschen Freiheit für einen fantasievolleren Ansatz vorhanden ist, der nicht zulasten wichtiger Details geht und natürlich mit einer klaren Kommunikation untermauert wird.

Was sind deine nächsten Ziele und Pläne?

Ich arbeite derzeit an einem persönlichen redaktionellen Projekt, das einige Aspekte der Quarantäne-Geschäftsschließungen untersucht. Es ist noch ein Geheimnis, aber es lehrt mich, auf emotionalere, persönlichere, filmische Weise zu arbeiten, was ich hoffentlich auch auf meine Geschäfts- und Werbefotografie übertragen kann.

Natürlich würde ich, wie jeder Fotograf, gerne meinen Kundenstamm erweitern und variieren und komplexere Werbeaufträge übernehmen. Wie ich schon sagte, möchte ich mit diesen Aufträgen die Lücke zwischen kommerziell und redaktionell überbrücken, um eine persönlichere Kommunikation zu ermöglichen.

Auf der ganz anderen Seite habe ich ein Studio, das ich gerne mehr für Stillleben und Produktfotografie für kleine Geschäftsanforderungen rund um Berlin nutzen würde.

Und natürlich: Porträt, Porträt, Porträt! Ich werde nie müde, über das menschliche Gesicht zu staunen!

Das Interview wurde aus dem englischen Original „The professional Image: 5 Questions to Photographer Galya Feierman“ übersetzt.
Alle Fotos: © Galya Feierman